Donnerstag, 16. Juli 2009

Dosierte Unterstützung

Die wenigsten kennen ihre Grenzen, die meisten glauben sie zu kennen.
In 95% der Fälle sind Klienten nicht fähig an ihre wirklichen Grenzen zu gehen. Oft ist die körperliche Basis noch nicht gegeben um sie dorthin zu führen, fast immer ist die mentale Ausgangsposition noch nicht geschaffen, das man den Weg bis zu Ende gehen könnte.

Wenn sie alleine sind.

Aber alles ändert sich wenn plötzlich jemand vor, hinter, neben einem steht und schreit, anfeuert, mitmacht, etc.…
Jeder Mensch kennt die Situation aus dem Sport, dem eigenen Training, dem Militär- Dienst: Man führt Liegestütz aus, sprintet, zieht einen Schlitten/Objekte der/die fast so schwer ist/sind wie man selbst…
Die Arme beginnen schwer zu werden, die Beine wollen sich nicht mehr richtig strecken und beugen, das Seil das den Körper mit dem Schlitten verbindet lässt sich nicht mehr richtig greifen, beginnt durch die Hände zu rutschen. Schweiß tropft in die Augen, diese beginnen zu brennen und die Sicht wird schlechter. Eine Stimme im Hinterkopf, fast nicht hörbar zu Beginn, plötzlich mit jedem Atemzug lauter werdend, sagt einem, dass man aufhören kann, schon sooo viel gemacht hat. Mit jeder Minute ist man mehr versucht, dieser Stimme nachzugeben.
Aber eine Stimme ist immer lauter, muss immer lauter sein: die des Trainers.
Plötzlich öffnen sich Türen zu Potentialen, mentalen Fähigkeiten.
Plötzlich entdecken Menschen, dass sie Herausforderungen schaffen von denen sie vorher nicht zu träumen wagten.
Mit jedem Atemzug entdeckt man, dass man für einen Atemzug- lang noch genug Energie hat, dass es immer weitergehen kann.
Und auch nach dem Training spürt man, dass man heute nicht nur körperlich sonder auch geistig nach vorne gestürmt ist, Mauern, die einem vorher die Sicht versperrt haben oder den Weg blockiert haben, zerschmettert hat, sich in wenigen Minuten neue Sichtweisen und Potentiale eröffnet hat, die andere in Jahren nicht finden oder nutzen können.

In dieser Beziehung zwischen dem Trainer und dem Klienten gibt es einen Punkt der mir des Öfteren Kopfzerbrechen beschert:
Einerseits ist es die Pflicht des Trainers, seinen Klienten so weit wie möglich zu pushen, ihn oder sie an die Grenzen des körperlich- und mental-möglichen zu führen. Andererseits ist stets die Gesundheit des Trainierten zu beachten.
Denn auf dem Weg zu den individuellen Grenzen kann es manchmal zu einem Balanceakt zwischen gesunder Grenzerfahrung und gefährlichem Übertraining kommen.

Darum gilt auch für die Trainer:
Slow and Steady wins the race.
Eine langsame Progression in der Belastungsintensität mit Anforderungen, die die Klientin/ den Klienten immer über die Grenzen führen, aber nie darüber hinausschießen.
MfG
Harry

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